Aktiv gegen Massenkriminalisierung
Tagtäglich bestraft das Justizsystem Menschen, die von Armut, Rassismus und deren sowie weiteren Schnittstellen struktureller Benachteiligung betroffen sind. Dabei handelt es sich nicht etwa um einen Fehler im System, sondern um einen zentralen Bestandteil seiner Funktion.
Die kumulativen Auswirkungen auf Betroffene und deren Angehörigen sind immens: Millionen von Menschen werden jährlich einer Straftat verdächtigt – was oft durch Racial Profiling zustande kommt – und jedes Jahr werden etwa 550.000 Menschen wegen geringfügiger Vergehen zu einer Geldstrafe verurteilt. Dieses Phänomen bezeichnen wir als Massenkriminalisierung.
Viele werden dabei für Vergehen bestraft, die mit ihrem eingeschränkten Zugang zu Ressourcen zusammenhängen, z. B. Fahren ohne Fahrschein, Diebstahl oder Drogendelikte. Zudem ergeben sich strafrechtliche Probleme auch oft durch Verschränkungen mit dem Migrationsrecht.
Diese Ungerechtigkeiten werden durch Verfahren und Praktiken begünstigt, die Strafgerichten ein schnelles Bestrafen ermöglichen. Ob eine Anklage durch Racial Profiling zustande kam, wird vor Gericht nicht geprüft und selbst dünne Beweislagen führen oft zu Verurteilungen, da das System auf Strafbefehle und beschleunigte Verfahren setzt. Wenn Betroffene hohe Geldstrafen nicht bezahlen können, werden sie oft aufgrund der sogenannten Ersatzfreiheitsstrafe inhaftiert, was jährlich etwa 56.000 Menschen betrifft.
Justice Collective engagiert sich seit seiner Gründung im Jahr 2021 gegen diese Missstände und setzt diese Arbeit auch weiterhin fort.
Initiativen
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Bündnis zur Abschaffung der Ersatzfreiheitsstrafe
Als Mitinitiator dieses zivilgesellschaftlichen Bündnisses setzte sich Justice Collective erfolgreich für eine Gesetzesänderung bezüglich der Ersatzfreiheitsstrafe ein – unter anderem durch Protest vor und Sachverständigenerklärung im Bundestag.
Wir konnten politisch eine kleine Veränderung erreichen, aber der Kampf für die vollständige Abschaffung der Ersatzfreiheitsstrafe geht weiter. -
Notfallfonds gegen Strafen
Gemeinsam mit Courtwatch Berlin sammeln wir Geld, um Menschen dabei zu helfen, Ersatzfreiheitsstrafen zu vermeiden oder Gerichtsgebühren und Geldstrafen zu bezahlen. Wir freuen uns über jede Spende!
(IBAN: DE10 1005 0000 0191 1189 74) -
Fine Justice-Kampagne
Justice Collective ist Mitinitiator einer europäischen Kampagne, die die Ausweitung von EU-Verfahrensrechten (z.B. der Zugang zu einem Rechtsbeistand) auch auf minderschwere Strafsachen fordert. Damit kleine Vergehen keine großen Konsequenzen mehr haben.
Mehr erfahren
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Zweiklassen-Justiz bei Cannabis
Menschen aus rassifizierten und migrantisierten Gruppen werden überproportional wegen cannabisbezogener Delikte kriminalisiert. Der Grund ist einfach: Polizeiliche Racial Profiling-Praktiken führen dazu, dass weiße Deutsche seltener kontrolliert werden.
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Forschung zu den Ungerechtigkeiten der Massenkriminalisierung
Mitali Nagrecha von Justice Collective hat gemeinsam mit dem Criminal Justice Policy Program der Harvard Law School einen Bericht veröffentlicht, der aufzeigt, wie deutsche Gerichte Armut systematisch bestrafen.
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FAQ – Geldstrafen und Schuldgefängnisse
In diesen FAQs geben wir einen Überblick zum Thema Haft wegen Nichtzahlung von Geldstrafen, entkräften gängige Argumente für den Erhalt dieser Praxis und kommentieren einige Reformvorschläge.